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Chile 6

 

 

 

Noch mehr Regen, Sturm und doppelt Pech

 

 

Da die Fähre in Chaitén schon um 03:30 Uhr ankommt, bleiben wir auf dem Parkplatz beim Anleger und schlafen noch eine Runde. Als wir aufwachen, regnet und stürmt es. So gönnen wir uns im Café des kleinen Ortes ein Frühstück. Chaitén wurde 2008 vom Ascheregen des Vulkans total verschüttet, doch die Einwohner haben Vieles wieder aufgebaut. Hier finden wir einen Platz im Garten eines kleinen Privat-Campings und betrachten im geheizten Beppo das „Schietwetter“ da draußen.

 

Sobald die Sonne zu erahnen ist, zieht es uns in den Park Pumalin mit seinen vielen Wanderwegen. Eine unbefestigte Straße führt meist durch den dichten Urwald. Einige Plätze sind angelegt wie  englische Parks – hellgrüner Rasen, gepflegte Pfade, alte Bäume. Die Gebäude der verschiedenen Campingplätze sind sehr hübsch und in gutem Zustand. Aber es gibt keine warmen Duschen. Was uns besonders freut, dass wir das Pudu (kleines Reh, 35 cm hoch) und einen wunderschönen Martin Fisher (Eisvogel) zu sehen bekommen.

 

Über eine Hängebrücke führt uns der Weg zu alten, mächtigen Alercen, die mehr als 3600 Jahre alt werden. Entlang der dicht mit Flechten, Moosen und Farnen bewachsenen Stämme tröpfelt das Regenwasser kontinuierlich nach unten. Alles ist feucht, glänzend und grün in allen Tönen.

 

Am Heiligen Abend, kurz vor unserer Weiterreise, informiert uns der nette Bäcker in Chaitén, dass die Caretera Austral seit 18.12. von einem immensen Erdrutsch unterbrochen ist. Kurz vor Büroschluss sind wir bei der Fährgesellschaft und erwischen noch ein Ticket für den 26.12. nach Paul Marin. Das ist die einzige Möglichkeit, die blockierte Straße zu umgehen. Das Ticket ist sogar gratis.

 

Doch zunächst gönnen wir uns auf dem Campingplatz des „Hotel Yelcho en la Patagonia“ ein bisschen Weihnachtsstimmung – wenn auch bei strömendem Regen und kräftigem Wind. Das Menü am Abend ist sehr lecker. Im Raum steht sogar ein Weihnachtsbaum und wir bekommen ein kleines Wollschaf geschenkt – das einzige Päckchen in diesem Jahr!

 

Wegen des schlechten Wetters verbringen den 25.12. in der Hotelhalle – lesen, übersetzen spanische Texte, bearbeiten Fotos ……

 

Bevor wir in der Nacht um 23:00 Uhr rechtzeitig am Anleger der Fähre in Chaitén sind, kaufen wir Brot und schauen im Supermarkt, was wir noch brauchen. In der nächsten Zeit wird es wohl wenige Möglichkeiten zum Einkaufen geben. Selbst Banken sind rar. Also decken wir uns auch mit Bargeld ein, denn oft kann nur „efectivo“ gezahlt werden.

 

Sechs Stunden braucht die Fähre bis zu einem kleinen Hafen. Von hier aus geht es zum Fluss, der auch wieder mit einer kleinen Fähre überquert wird. Dann führt uns die Straße mitten durch den dichten Urwald bis nach Puyuhuapi. In der Casa Ludwig können wir wieder draußen stehen und drin die warme Stube genießen. Leider nur für eine Nacht.

 

Am Vormittag fahren wir wieder bei strömenden Regen auf der Caretera und freuen uns, dass wir gleich auf die Fähre dürfen, die eine Baustelle auf der Straße umschifft. So fährt Jürgen rückwärts n Deck. Der Einweiser winkt: Noch weiter zurück. Weiter, weiter –  ein heftiger Knall und unsere Heckscheibe zerbirst in tausend Stücke. Provisorisch geschützt mit einer Rettungsdecke liegen nun 200 Kilometer überwiegend schlechte Straße vor uns, bis wir Coyhaique erreichen. Dort finden wir dann endlich eine Werkstatt, in der Beppo stehen kann, um auf die einzig passende Scheibe in ganz Chile zu warten, die per Flugzeug nach dem Jahreswechsel ankommen soll.

 

Wir wohnen im netten Hostel Patagonia und haben für ein paar Tage ein Auto gemietet, um die Zeit hier so gut wie möglich zu nutzen.

 

Am 2. Januar sind wir wieder in der Werkstatt, um uns nach dem Stand der Scheibenaktion zu erkundigen. Dabei entdecken wir unter dem Beppo eine große Öllache. Es ist der Stoßdämpfer, vor der Reise neu eingebaut. Jetzt müssen wir noch auf ein Ersatzteil aus Deutschland warten.

 

Abgesehen von dieser Pechsträhne machen wir hier viele gute Erfahrungen. Sandra, die Besitzerin des Hostels, kümmert sich rührend um uns. Im hervorragenden Veggie-Bistrot werde ich schon von Phillip mit Küsschen begrüßt und auch in der VW-Werkstatt fühlen wir uns sehr gut aufgehoben.

 

Sandra kann es kaum glauben! Am 4. Januar kommt die Scheibe heil in der Werkstatt an und gleichzeitig gehen an diesem Tag zwei neue Stoßdämpfer nach Frankfurt zum Flughafen. So sehen wir langsam wieder Licht am Horizont.

 

(04.01.2018) 

Parque Pumalin:

Die Caretera Austral mitten durch den Urwald. Gewaltige Berge. Rundgang zu den uralten Alercen.

Buntes Gewand unter alter Haut. Alles grün und feucht. Wilde Flusslandschaft.

 

Warten aufs Christkind.                          Weihnachten in der gemütlichen Hotelhalle.

 

Chaitén:

Blick auf den qualmenden Vulkan. Abendstimmung am Fähranleger. So wohnt man im Ort.

Puyuhuapi:

Ganz schön bunt. Hinweis auf deutsche Wurzeln. Gestrandet.

 

Coyhaique und Umgebung:

Wenn der Regen eine Pause macht. Spazierweg im kleinen Nationalpark. Fingerhut - giftig, aber wunderschön.

Schwankende Autobrücke über den Fluss. Am Rio Simpson. In Puerto Aysen.

Im Nationalpark Dos Lagunas. Wunderschöne Orchidee. Regenbogen verzaubert die Landschaft.

 

Zufällig stoßen wir auf das Rodeo in Manihuales und werden gleich zum Zuschauen eingeladen.

 

Ausflug nach Cerro Castillo:

Mietwagen nur für gute Straßen. Patagonische Lupinen. Felsen, bunt und bizarr.

Wunderschöne Landschaften entlang dem Weg. Und Beppo immer noch in der Werkstatt.

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Kommentare: 3
  • #1

    Dagmar (Sonntag, 07 Januar 2018 09:18)

    Hallo ihr Lieben, erstmal wünsch ich euch ein gutes und glückliches neues Jahr. Bei allem Pech, denkt immer dran: Wenn du denkst es geht nicht mehr kommt von fern ein Lichtlein her.
    Wie immer wunderschöne Bilder und tolle Informationen.
    Egal wie es jetzt weitergeht - meine Gedanken und Wünsche sind sehr oft bei euch!

  • #2

    Dario (Mittwoch, 10 Januar 2018 19:06)

    Euch Beiden ein glückliches und erlebnisreiches neues Jahr! Auch viel Glück für euren Beppo!
    Geniesst weiterhin diese herrlichen Landschaften und Erfahrungen.
    Liebe Grüße von Anu und Dario

  • #3

    Marianne (Samstag, 10 Februar 2018 10:46)

    Hallo meine Reisenden.
    Mich freut es, dass Beppo Euch in einer so schönen Gegend zum Verweilen und Verschnaufen gezwungen hat.
    Und Iria sagt: Ich nehme mir die Zeit und bin einfach da. Genieß die Langsamkeit und ich sage "JA".
    Abrazo Marianne