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Argentinien 6

 

 

 

Tierra del Fuego - Insel am Ende der Welt

 

Mit drei wichtigen Stempeln des chilenischen Zolls fahren wir 14 Kilometer bis zur argentinischen Grenze. Wieder heißt es anstehen, vor Schalter 1 und dann vor Schalter 2. Zuerst findet der freundliche Beamte den Beppo nicht im System. Kein Wunder, er ist unter dem Nachnamen“ Jürgen“ eingetragen. Diese „Verschreiber“ passieren immer wieder. So ist unser Wohnungsort auch schon mal beim Bürgermeisteramt. Dafür bekommen wir den dritten Stempel und ein freundliches „a delante“ ohne jede Kontrolle unserer Lebensmittelvorräte.

 

Durch die weite Landschaft fahren wir nach Rio Grande, das vor allem für die Erdölförderung rundum bekannt ist. Hier stehen wir bei der Casa Azul und lernen die fröhliche und sehr gastfreundliche Graciela kennen. In ihrem Haus dürfen wir alles benutzen. Sie bewirtet uns mit Kaffee und Likör und versorgt uns mit ihren Kräutern beim Kochen. Bis in die Nacht erzählt sie uns von ihrer Liebe zu dieser Landschaft, von der Farbe der Gräser, dem wunderschönen Vollmond, den Sternen und dem heftigen Wind in Patagonien. Und der pfeift und heult auch in dieser Nacht und schaukelt den Beppo hin und her.

 

Die nächste Nacht verbringen wir am See auf einem Platz, der vollkommen aus Recycling-Materialien gebaut ist. Sehr ungewöhnlich, aber mit viel Liebe zum Detail, haben die Besitzer hier 27 Jahre lang gewerkelt und unter anderem 6500 Paletten verbaut. Und wird schon in Chile gern ein Feuerchen angezündet, sind wir hier erst recht von Pyromanen umringt. Es wird gegrillt, was das Zeug hält.

 

Jetzt haben wir Ushuaia erreicht, unser südlichstes Ziel. Die Stadt ist voller Touristen. So ist es nicht einfach, eine Unterkunft zu finden. Denn alle Campingplätze hier sind geschlossen. Wir haben Glück, man nimmt uns auf. Wir stehen zwei Tage im Garten einer hübschen Hosteria. Danach besuchen wir den Nationalpark Tierra del Fuego, wo wir eine Nacht auf einem einfachen Platz mit Dixi-Klo campieren. Wir nutzen hier die hübsch angelegten Wanderwege.

 

Am späten Nachmittag spricht uns Alejandro an, der hier mit Nicole Urlaub bei seiner argentinischen Familie macht. Er wohnt und arbeitet schon seit 16 Jahren in Deutschland und Österreich. Und die beiden laden uns ein, bieten uns einen Platz auf dem Grundstück, Wärme in einer Werkstatt und ein Badezimmer. Am selben Abend veranstaltet die Familie noch ein zünftiges Asado. Und wir mittendrin. Was uns sehr hilft – viele in dieser großen Runde sprechen Englisch.

 

Einen Tag später treffen wir noch meine Tochter Sandra, die mit ihrem Mann auf einer Rundreise durch Chile und Argentinien ist. Während die beiden am nächsten Morgen weiter fliegen, verbringen wir noch einen entspannten Tag auf unserem privaten Campingplatz. Am Abend gibt es noch leckeres Eis, das gegen einige Biberfelle eingetauscht wurde. Die hübschen Tierchen haben in Patagonien keine natürlichen Feinde. Sie stauen die Flüsse auf und zerstören damit sehr viele Wälder.

 

Wir fahren in die entlegene Estancia Harberton, die Ende des 19. Jahrhunderts von einem englischen Missionar gegründet wurde. Sie war Rückzugsort für die Yamanas und Selknam, die vor den Europäern hier lebten. Heute kann man die Gebäude besichtigen, eine große Sammlung an Delfin- und Walskeletten bestaunen, leckeren englischen Tee und Kuchen genießen und in einem Wörterbuch die Übersetzung der Eingeborenensprache nachlesen. Wir nehmen noch an einer Bootsfahrt zur Insel Martillo teil, um – leider bei strömenden Regen – eine Pinguin-Kolonie zu besuchen. Total nass und halb erfroren wärmen wir uns im Teehaus am großen Eisenofen, bevor wir uns auf den einfachen Campingplatz zurückziehen.

 

Auf dem Weg zur Grenze übernachten wir ein zweites Mal bei Graciela, die uns bei der Ankunft erfreut in die Arme schließt und uns viele Geschichten aus ihrem Leben in Rio Grande erzählt. Manches kommt uns Spanisch vor!

 

Um weiter nach Norden zu kommen, müssen wir wieder nach Chile. Dort besuchen wir noch eine Kolonie mit Königspinguinen. Am nächsten Tag verlassen wir Feuerland mit einer Fähre, die uns über die Magellanstraße zum Festland bringt. Bei dem starken Wind schaukelt es heftig und Beppo ist nass und salzig.

 

Noch eine Grenzstation und wir sind wieder in Argentinien, wo wir langsam Richtung Norden reisen.

 

(12.02.18)

 

Unterwegs in der patagonischen Steppe. Auf dem Recycling-Camping. Criollos, die argentinischen Pferde der Gauchos.

Die gestrandete Desdemona am Cabo San Pablo. Wolken ziehen über die Landschaft.

 

Ushuaia:

Die südlichste Stadt der Welt am Beagle-Kanal. Die Stadt war ursprünglich Straflager für gefährliche Kriminelle. Das alte Gefängnis und der Massenmörder mit den großen Ohren.

Asado bei Alejandro. Blick über die hell erleuchtete nächtliche Stadt. Ushuaia - am Ende der Welt.

 

Nationalpark Tierra del Fuego mit all seinen Facetten:

Ausblicke, Wälder und Vögel.

Astbärte, Blumen und Pilze, die Indianerbrot heißen und

Bäume veranlassen, dicke Wülste zu bilden. Waldsterben durch Biberdämme und das Postamt am Ende der Welt.

 

Bootstour auf dem Beagle-Kanal:

Unser Katameran. Insel der Kormorane. Blauaugenkormoran im Flug.

Skuas, Raubmöwen im Gespräch. Blick zurück auf Feuerland. Reger Flugverkehr über der Insel der Seeschwalben.

Ständig verändert sich das Wetter. Die Insel der Seelöwen. Der Leuchtturm "Faro Les Eclaireurs".

 

Isla Marillo:

Heimat für hunderte Magellan-Pinguine und eine kleine Gruppe Eselspinguine (2. Reihe). 

Voll entspannte Typen, witzig, possierlich, einfach liebenswert und total unbeeindruckt von dem heftigen Regen und Wind, der uns schwer zu schaffen macht.

 

Estancia Harberton:

Abgelegen und die erste Estancia in Feuerland. Mitten in der Natur, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.

 

Lago Fagnano noch in Argentinien. Alter Siedler-Friedhof in der chilenischen Steppe und ganz in der Nähe eine Kolonie Königspinguine.

Hier steht man, wärmt zwischen den Füßen die Eier, die Babys und betreut auch noch die "Halbstarken", die noch teilweise mit Flaum bedeckt sind.

Ein Schläfchen in Ehren ....... Durch endlose Weiten zur Fähre in Punta Delgada und dann zum argentinisichen Festland.

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Kommentare: 1
  • #1

    Marianne (Mittwoch, 21 Februar 2018 20:47)

    Hallo meine Nachnordenreisenden,
    Habt Ihr bemerkt, dass viele gute Dinge mit A anfangen, wie Asado, Alfajor, Abrazo, ......
    Die beiden Magellan-Pinguine haben ganz nett verblitze Augen, muss eine anstrengende Feier gewesen sein.

    weiterhin gute Fahrt und
    Dickes Abrazo
    Marianne