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Chile 9

 

 

 

Küstennebel, Neuschnee und Wüstenhitze

 

 

Die Grenze ist nur 50 km von Tacna entfernt. Diesmal müssen wir uns zuallererst ein Formular für fünf Soles im naheliegenden Casino besorgen, damit Peruaner und Chilenen eine Unterlage für Ihre Stempel haben. Ansonsten sind alle sehr freundlich und nachdem wir noch zwei weitere Formblätter ausgefüllt haben, können wir ganz am Schluss das erste Blatt mit mindestens sechs bunten Stempeln bei der Ausfahrt abgeben. Als „Opfergabe“ für die  Lebensmittelkontrolle wandern diesmal Kartoffel, Zwiebel, Knoblauch und Zitrone in den Müll.

 

Nicht weit entfernt ist Arica, eine große Hafenstadt. Im großen Supermarkt füllen wir unseren Kühlschrank wieder auf. Die Preise sind wesentlich höher als in Peru.

 

Im Außenbezirk gibt es einige Campingplätze. Dort stehen wir ganz alleine, denn die Saison ist vorbei. Im Bano hat es nur fließend kaltes Wasser. So bastelt Jürgen aus unserem Schweizer Armeesack mit Hilfe des Wasserkochers eine warme Dusche. Sehr angenehm!

 

Arica ist heute besonders geschäftig. Morgen, am 07.Juni, ist ein lokaler Feiertag. Wir stehen im Stau, denn auf der Hauptstraße übt das Militär im Stechschritt marschieren. Grundschüler tragen einen Papp-Tornister auf dem Rücken, die Brunnen werden mit Wasser aufgefüllt, die Straßen und Gehwege kräftig gekehrt. Bei der Feier erinnern sich alle an die siegreiche Schlacht gegen die Peruaner im Jahr 1880. Wir besuchen die hübsche Kirche, die Gustav Eiffel erbaut hat. Und wir steigen den steilen Weg zum Hausberg „Morro de Arica“ hinauf, wo schon die Stühle für den Verteidigungsminister und weitere wichtige Gäste reserviert sind.

 

Am Fuße des Berges sind Ausgrabungen von Begräbnisstätten der Chinchorro zu sehen, die bis zu 6000 Jahre alt sind. Statt eines Hotels wurde über den Knochenfunden ein Museum gebaut. Weitere Mumien sind auch im Museum im nahen Azapa zu bewundern.

 

Wir verlassen die Stadt Richtung Putre, das wieder 3485 m hoch liegt. Die Straße bietet faszinierende Ausblicke in die Tiefe, aber auch auf die über 6000 m hohen schneebedeckten Vulkane.

 

Von hier aus unternehmen wir Ausflüge zu den hübschen Kirchen von Belén und Socorama und in den Lauca Nationalpark zum Lago Chungará (mit 4485 m der höchste See der Welt). Dieser Ausflug in eine verschneite Bergwelt mit Lamas, Alpacas, Vicunas, vielen Wasservögeln und Viscachas ist einer der Höhepunkte auf unserer Reise.

 

Gerne hätten wir uns noch mehr von dieser fantastischen Bergwelt gesehen, doch eine Erkältung nimmt mir die Luft zum Atmen. Deshalb fahren wir wieder hinunter nach Arica und einen Tag später über viele Wüstenberge nach La Tirana. Auf einem Eco-Camping mitten in der staubigen Wüste erleben wir grandiose Sonnenuntergänge und bewundern den Sternenhimmel in der kühlen Nacht.

 

In der Gegend wird aus dem salzhaltigen Boden Salpeter gewonnen. Zwischen 1880 und 1960 wurde „Chile-Salpeter“ in alle Welt verkauft. Seit es möglich ist, den Dünger synthetisch billiger herzustellen, wurden viele Minen geschlossen. Die Arbeit war hart, die Bezahlung (in Münzen, die nur in der Mine als Zahlungsmittel galt) war schlecht und die Hitze in der Wüste gnadenlos.  Der chilenische Schriftsteller Baldomero Lillo schreibt 1908 hierzu:

 

„Jeden Tag schuften die Arbeiter hier in der glühenden Hitze. Sie kommen am späten Nachmittag in ihre Hütten aus verzinktem Blech in denen – aufgeheizt von der Sonne - unvorstellbare Temperaturen herrschen. Stell Dir dazu die Gerüche von Abfall und Unrat vor, die rund um die Behausungen liegen und Du wirst ein ungefähres Bild von dem Heim eines Arbeiters haben.

 

Nachdem sie ihre Werkzeuge weggelegt und den Staub aus der Kleidung geschüttelt haben, verlassen sie ihr „Heim“ und gehen in die Kneipe bis spät in die Nacht. Dort verbringen sie die Zeit mit ihrer liebsten Beschäftigung, dem Spiel und dem Alkohol."

 

Wir besichtigen Humberstone und Santa Laura, beides UNESCO-Weltkulturerbe, und haben so einen Einblick in diese uns so fremde Welt.

 

Am nächsten Morgen verdeckt „Nebel“ die Sonne. Wir erfahren dann, dass uns nicht Feuchtigkeit, sondern ein Sandsturm die Sicht raubt. Und tatsächlich, später auf der Straße können wir es sogar riechen. Die Luft ist voller Staub. Wir sind auf dem Weg zum Pazifik in die große Stadt Iquique.

 

 

 

(13.06.2018)

 

 

Arica:

Blick vom Morro de Arica auf die Stadt. Die Kirche von Gustav Eiffel erbaut. Kleidung der Chinchorro vor tausenden von Jahren.

Alte Olivenmühle. Friedhof mitten in der Wüste. Die Kirche von Poconchile.

 

Oberhalb von Putre. Die Kirche von Socoroma. Berge rundum.

In Pachama hat sich der Himmel zugezogen.Ganz alte Fresken wurden wieder restauriert. Abendstimmung in Putre.

 

Lauca-Nationalpark:

Zarte Vikunas, die bis 5000 m leben können. Alpakas und Lamas, die saftigere Kost brauchen.

Noch eine hübsche Kirche ganz weit oben. Wintereinbruch. Schnee und Eis.

Auf dem See eine dünne Eisschicht. Vor traumhafter Kulisse. Ein Viscacha - Hase mit Ringelschwanz.

Der Vulkan Parinacota (6348 m) in Wolken gehüllt. Was macht der Specht auf dem Kirchendach? Nebel und Wolken ziehen auf.

 

Kunst in der Wüste. Nichts als Sand und Himmel. Ökocamping mitten in der Salzwüste.

Grandioser Sonnenuntergang. Wir stehen ganz alleine auf dem Gelände. Und haben den schönsten Sternenhimmel über uns.

Geoglyphen an den Berghängen. Wo Wasser ist, ist auch Leben.

 

Saliera Humberstone:

Die Häuser der Arbeiterfamilien. Schickes Badezimmer. Große Anlagen waren nötig.

Die Werkshallen. Werbung für Salpeter in allen Sprachen. Bilder aus alten Tagen.

Das Warenhaus für die Bewohner. Nur hier konnte der Verdienst ausgegeben werden.

Behälter für die heiße Sole. Der Zahn der Zeit nagt an den mächtigen Industriebauten.

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Kommentare: 3
  • #1

    Dagmar (Montag, 18 Juni 2018 11:44)

    Hallo ihr Lieben, wenn die Information von Marianne richtig ist, sind es jetzt noch weniger als 40 Tage...ich will nicht wieder alles wiederholen was mich alles so beeindruckt....dieser Sternenhimmel ist wirklich wunderschön.....dieser Hase mit Ringelschwanz.....Alpakas und Lamas....diese 2 Steinskulpturen und dass sogar Monsieur Eiffel sogar in Südamerika tätig war....einfach grandiose und tolle Informationen....und ich will euch auch nicht bedrängen, aber ich freu mich sehr auf unser Wiedersehen!!!!

  • #2

    Dario (Dienstag, 19 Juni 2018 23:42)

    verschneite Berglandschaften, Sonnenuntergänge, Sternenhimmel. Ihr verwöhnt uns wieder mit fotographischen Delikatessen.

  • #3

    marianne (Mittwoch, 20 Juni 2018 15:22)

    Hallomeineliebenaufdieichnochsiebenunddreißigtageoderachthundertachtundachtzigstundenwartenmuss..


    Euer letztes Land ist erreicht.

    Jetzt habt Ihr die meisten Strapazen überstanden. Auch wenn noch mehr so Herausforderungen kommen, wie gute bis sehr gute Restaurants mit Verwöhnmenü oder liebe Einheimische / Einwanderer oder wunderschöne Plätze oder beeindruckende Naturereignisse oder Spuren der Hochkulturen (oder Außerirdischen?) oder unschwäbische Tiere oder......oder ….., da müsst Ihr durch. Auch das schafft Ihr noch. Strengt Euch an.

    Gibt es Beweisfotos von der "handmade"-Dusche.


    Meine Bitte: Sämtliche Fotos von den bisherigen und den noch kommenden Sternenhimmel dann auf einen Stick an mich. Danke.

    Superdickes Abrazo.
    Marianne