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Argentinien 11

 

 

 

Bunte Berge, tiefe Schluchten, Regenwald und Kaktuswüste

 

 

Die Grenzformalitäten sind diesmal schnell erledigt. Draußen weht ein eiskalter Wind. Nach einem kurzen Blick in unser Beppo-Wohnzimmer lassen uns die argentinischen Beamten weiterfahren. Wir nehmen uns im einzigen Ort nach der Grenze ein Zimmer, das bei nächtlichen Temperaturen von zehn Grad minus dank lauwarmer Heizung, Klimaanlage und Heizstrahler recht angenehm ist. Zum Abendessen ziehen wir noch eine zweite Fleecejacke über. Und obwohl es die Leute hier auch kalt finden, gibt es im Restaurant keine Heizung, die lange Fensterfront ist nur einfach verglast und bei den Außentüren klafft ein breiter Spalt. Am nächsten Morgen ist der schwarze Wassersack auf Beppos Dach steif gefroren.

 

Die Hochebene ist hier ist trocken, die Landschaft fast langweilig. Bis wir Purmamarca erreichen. Hier wachsen Bäume und plötzlich sehen wir Berge in allen Farben und Schattierungen – Rosa, Bordeaux, Orange, Ocker, Lila, Grün........ Es ist, als hätte ein Maler seine Farbreste verbraucht.

 

Purmamarca ist ein reizender, kleiner Ort mit vielen schönen Häusern, hübschen Geschäften und einem Marktplatz mit bunten Verkaufsständen.

 

Entlang dem Tal des Rio Grande de Jujuy besuchen wir noch zwei weitere Orte. Dann fahren wir über eine harte, steinige Piste eine bunte Schlucht entlang, bis wir den Ort Iruya erreichen. Die enge, gepflasterte Dorfstraße führt extrem steil bergan, die Häuser stehen dicht gedrängt. Über allem thront das Hotel, in dem wir heute Nacht schlafen.

 

Auf der Fahrt zurück leuchten die Berge im Morgenlicht noch viel schöner. Die Landschaft ist gewaltig. Wir übernachten wieder in Purmamarca und fahren dann weiter nach Jujuy. Auf dem Weg dorthin ändert sich die Landschaft plötzlich. Bäume, Wald, Palmen, grünes Gras, Aufsitzerpflanzen und Blumen. Nach den trockenen, staubigen Wochen tut das richtig gut. Wir sehen wieder einige Vögel und hören zum ersten Mal seit langem Papageien kreischen.

 

Jujuy ist im Kern recht hübsch und bei einem leckeren vegetarischen Menü fühlen wir uns richtig wohl. Denn normalerweise ist auf fast allen Speisekarten zu lesen: Rindfleisch und Hähnchen oder ganz was Neues - Hähnchen und Fleisch.

 

Die Fahrt nach Salta auf der alten Straße, dem Camino de Yungas, führt uns in den Kaltregenwald. Bis 1500 m hoch wachsen Bäume, bedeckt mit Schmarotzerpflanzen und Lianen – eine grüne Wand. Diese Landschaft haben wir hier nicht erwartet.

 

Salta, das auch die Hübsche genannt wird, soll zu den schönsten Städten Argentiniens gehören. Wir nehmen uns Zeit und bummeln lange durch die Altstadt.

 

An einem Regentag fahren wir mitten durch dicke Wolken hindurch Richtung Cachi. Ein merkwürdiges Gefühl, denn neben der Straße geht es tief in die Schlucht hinunter, die wir nicht sehen können. Die Piste schraubt sich bis auf 3400 m. Kurz nach der Passhöhe lichtet sich plötzlich der Nebel. Den blauen Himmel über uns, mitten durch die Kaktuswüste, erreichen wir das bezaubernde Cachi mit seinen weißen Häusern.

 

Von dort quälen wir uns auf einer elenden Staubpiste zum Camping Utopia, wo sich Martina und Johan vor anderthalb Jahren niedergelassen haben. Hier leben sie in einem winzigen, aber wunderschönen Adobe-Haus unter ganz einfachen Bedingungen. Es gibt weder Strom noch Internet und das Telefonnetz reicht nur bis zu einem naheliegenden Hügel. Toilette und Dusche sind im Freien und warmes Wasser gibt es nur, wenn die Sonne scheint. Martina bäckt für uns ein super leckeres Sauerteigbrot im Kochtopf, den sie in die Feuerglut stellt. Den ganzen Tag verbringen wir mit kurzen Hosen im Schatten. Sobald die Sonne untergeht, wird es kühl. Trotzdem sitzen wir bis spät in der Nacht draußen und haben uns viel zu erzählen. Denn Martina ist weitgereist in aller Welt. Als wir in den Beppo kriechen, sehen wir über uns einen fantastischen Sternenhimmel und am nächsten Morgen ist alles dick mit Reif überzogen. Wir bedauern, dass wir nicht länger bleiben können.

 

Nach zwei Nächten rumpelt Beppo wieder über die Wellblech-Piste der Ruta 40 durch eine Landschaft, die abwechslungsreich und gewaltig ist. Nach 110 km erreichen wir die Asphaltstraße. Wir fahren zu unserer letzten Station. Alejandro, der uns in Ushuaia so großzügig Unterkunft gab, hat uns den Ferienort seiner Kindheit immer wieder empfohlen. Und seine Eltern, Virginia und Oscar, haben uns herzlich in ihr Ferienhaus in Amaicha eingeladen.

 

Die beiden sind gerade dabei, ein neues Bad zu bauen und freuen sich, als wir ankommen. Sie sind wunderbare Gastgeber und verwöhnen uns mit leckeren Gerichten und viel Herzlichkeit. Doch die Zeit ist knapp, wir müssen nach einem kurzen Aufenthalt wieder zurück nach Chile. In knapp zwei Wochen wird Beppo nach Hamburg verschifft und Valparaiso ist noch weit.

 

Noch ein kurzer Aufenthalt in Cafayate, wo wir Wein aus den höchsten Lagen der Welt probieren. Hier übernachten wir auf dem Parkplatz eines Hostals. Rolando, der Besitzer, gibt uns den Schlüssel für die Eingangstür und lädt uns am nächsten Morgen noch zu Kaffee und selbst gebackenem Brot ein. Und er will nicht mal Geld dafür nehmen.

 

Zwei Tage später überqueren wir den Paso Jama und erreichen wieder Chile.

 

(09.07 2018)

 

Paso Jama auf argentinischer Seite:

Eisiges Flüsschen - Wasser für Vicunas. Der Salar Grande - Salzige Kruste und Salz für die Suppe.

Laguna negra - schwarz wie die Nacht. Zerfallene Häuser - wer hier wohl lebte? Serpentinen hinunter nach Purmamarca.

 

Bei den bunten Bergen:

Kunstmarkt in den alten Gassen. Mais, wie wir ihn nicht kennen. Die Qual der Wahl.

Im Morgenlicht leuchten die Felsen in allen Farben. Auch im Dorf sind viele Häuschen bunt gestrichen.

 

Durch die Iruya-Schlucht:

Früh am Morgen ist noch Eis auf dem Tümpel. Der Fluss hat sich tief in die Landschaft eingegraben. Iruya am Ende der Straße.

Einfache Häuser und karges Leben. Hohe Felsen und fast menschenleere Gegend.

 

Auf dem Weg nach Jujuy:

Aus der kargen Halbwüste in die grünen Berge. Onkelchen wartet auf Pippi Langstrumpf.

Spaziergang durch Jujuy.

 

Die Yungas:

Kaltregenwald - feucht, grün und undurchdringlich. Verschiedene Vegetationszonen und mächtige Baumriesen.

Stamm und Äste dicht bewachsen mit Aufsitzerpflanzen - ein geniales Versteck für prächtige Vögel. Und am Abend färben sich die Wolken golden.

 

Salta:

Zuckerguss-Basilika. Prozession mit unzähligen Reitern zu Ehren eines der vielen Heiligen.

Franziskaner Kirche mit dem Kreuz aus San Damian. Das Regierungsgebäude. Die Basilika im Innern.

 

Auf dem Weg nach Cachi:

Tief hängen die Regenwolken. Auf der anderen Seite der Berge scheint die Sonne auf die Kakteen. Laubengänge in Cachi.

Schlechte Piste mit toller Aussicht. Camping Utopia - Außendusche. Und Nachts leuchten über uns die Sterne.

 

Cafayate:

Unzählige Lokale warten auf Kundschaft. Hier baute der Künstler sein Haus. Wein aus Lagen zwischen 1600 und 2000 m Höhe.

Empanada-Produktion mit Virginia. Und jetzt in den Ofen damit! Semper vivum in der Bodega.

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Kommentare: 2
  • #1

    Dario (Mittwoch, 11 Juli 2018 19:31)

    Wollt ihr wirklich aus dem Paradies zurück in die urbane Eintönigkeit?

  • #2

    Marianne (Montag, 23 Juli 2018 15:08)

    someinezweidieesnunfastgeschaffthaben.

    die Antwort auf Dario´s Frage lautet doch hoffentlich: ja, leider aber ja.

    Das eine Bild hätte in "Hochformat" aufgenommen werden müssen. Da hätten wir mehr gesehen.
    Von dem schönen Sternenhimmel.

    Dickes Abrazo
    Marianne